„Probleme für Dettenheim – Fluch oder Segen?“

Es ist schön zu erfahren, wie interessierte Bürgerinnen und Bürger in und um Dettenheim örtliche und überörtliche Belange miterleben und auch via Leserbriefe Stellung dazu nehmen. Beurteilt man Entscheidungen von Bürgermeistern und Gremien in den 1990er Jahren sollte und kann man sich doch an Fakten orientieren.


Ob verantwortliche Personen vernünftig und vor allem weit blickend planen und entscheiden, kann man gerade bei Projekten des örtlichen und überörtlichen Straßenverkehrs erst nach 10 – 20 Jahren nachvollziehen. Die Aussage, dass die Westumgehung von Graben-Neudorf bei ausreichender Vernunft und Weitblick des Bürgermeisters/der Bürgermeister hätte durchgesetzt werden können, entbehrt jeglicher Grundlage:
In der öffentlichen Sitzung vom 4.2.1992 teilt der Bürgermeister dem Gemeinderat Dettenheim mit, dass sich das Regierungspräsidium Karlsruhe für eine Variante „Osttrasse“ entschieden hat (Bedenken des Naturschutzes, Risiken für den Naturhaushalt, doppelter Flächenverbrauch und doppelter Kostenaufwand. Mit Ausnahme der Fraktion „Die Grünen“ (Graben-Neudorf) hatten sich alle beteiligten Fraktionen mit den Bürgermeistern Armin Göbelbecker (Dettenheim) Werner Juchler (Graben-Neudorf) und Günther Johs (Linkenheim-Hochstetten) für die Westumgehung Graben-Neudorf eingesetzt. (BNN 24.04.1989; 11.05.1991 und 30.05.1991). Die Entscheidungen dieser Gremien waren nicht die Ursache für das angesprochene Dettenheimer „Umgehungsproblem“.

Die L602 zwischen Philippsburg und Dettenheim wird jetzt aufgrund Mehrheitsbeschlüssen beider Kommunen gebaut. Die Vorteile für diese Neutrassierung (kürzere Streckenführung, weniger
neuversiegelte Flächenverbrauch und auch geringere Kosten) wurden bereits mehrfach genannt; die CDU Fraktion im Gemeinderat Dettenheim stimmte und stimmt dieser Variante zu.
Wie zu lesen war, ist diese Mehrheitsentscheidung für den einen oder anderen nicht nachvollziehbar – was nun auch nicht mehr entscheidend sein darf. Projekte dieser Tragweite verlangen von allen Entscheidungsträgern, dass man auch nach mehreren Jahren noch zu den Beschlüssen steht, selbst wenn man damals nicht mitentschieden hat. Es wäre respektlos gegenüber allen, die sich damals und heute für dieses Projekt und diese Investition eingesetzt haben, würde man sein Fähnchen jetzt mit dem Wind drehen.
Für uns sind Aussagen verantwortlicher Politiker aus Land- und Kreistag: „Wenn sich Philippsburg und Dettenheim auf eine Trasse einigen, kann eine Umsetzung stattfinden.“ und der Hinweis unseres Landrates Dr. Schnaudiegel: „Ohne ein Einvernehmen der beiden beteiligten Kommunen Philippsburg und Dettenheim hätte eine Umsetzung der Maßnahme nicht stattfinden können.“ nachvollziehbar.

Hätten sich beide Kommunen nicht geeinigt, bliebe uns der richtig beschriebene „Rüttelparcours“ (BNN) noch Jahre erhalten.

Wie geht es nun weiter – wir sehen zwei Möglichkeiten:

  • Wir suchen Blatt und Bleistift um nach der Fertigstellung der neuen Trasse
    jegliche Mehrbelastung des Durchgangsverkehrs zu dokumentieren, um uns
    dann daran erinnern zu müssen, welche „Fehlentscheidungen“ in Dettenheim
    und Philippsburg getroffen wurden.
  • Wir stehen weiterhin zu der im Gemeinderat vorgestellten Studie zur Umfahrung Rußheim. Wir möchten die 2008 beschlossenen Planungsaufträge jetzt weiter verfolgt wissen sowie die bereits eingeleiteten Gespräche mit Graben-Neudorf wieder aufnehmen.

Wir kennen die Zahlen die unabhängigen Verkehrszählung die dem Planfeststellungsbeschluss als Grundlage dienen: seinerzeit 3100 Kfz/24 h ; nach Fertigstellung der Neubautrasse im Jahr 2030: 3320 Kfz/24 h. Zu erwähnen ist auch, dass bei dieser Verkehrszählung an der südlichen Einfahrt von Liedolsheim 6700 Kfz/24 h registriert wurde, wobei diese Steigerung dem Ziel- und Quellverkehr aus beiden Ortsteilen zuzuordnen ist. Im letzten Dettenheimer Anzeiger durfte man in den Ausführungen zum Gesamtörtlichen Entwicklungskonzept der Gemeinde Dettenheim lesen, dass unsere Gemeinde „primär als Wohnstandort zu charakterisieren“ (Dettenheimer Anzeiger, Nr34/2017) ist. In den selben Ausführungen wird festgestellt, dass 2015 780 Einpendler und 2300 Auspendler festgestellt wurden. Das sind alleine ~6200 Kfz/24 h von ca. 10000 Verkehrsbewegungen täglich an den Ortsgrenzen von Dettenheim laut Studie. Gewisse Unschärfen angenommen geht ~60% der Verkehrslast auf Dettenheim selbst zurück.

Die Einschätzungen, Zahlen, Studienergebnisse (selbst der Vergleich Zeitverbrauch bei Umfahrung und Durchfahrung durch Dettenheim wurde untersucht) können nochmal im Planfeststellungsbeschluss L602 auf der Website des Regierungspräsidiums Karlsruhe nachgelesen werden.

Interessant sind auch aktuelle Statistiken zur allgemeinen Verkehrs-, Pendler- und Kfz Situation auf deutschen Straßen.